Dienstag, 14. Januar 2014

The Amazing Race


Eine Schnitzeljagd...Gruppenaktivitäten...sowas vermeide ich ja normalerweise. Im letzten Moment habe ich mich dann aber doch dazu durchgerungen bei diesem Spaß mitzumachen. Die Stadt muss ich ja irgendwann mal kennenlernen. Und was soll ich sagen, ich habe es nicht bereut. Morgens in aller Frühe – um 10 Uhr – auf den etwas abseits gelegenen sekundären Campus gequält. Zum Glück dürfen wir unser eigenes Team zusammenstellen, so kann ich mir meine Mitstreiter immer hin aussuchen und es ist klar, dass keine Nervsäcke dabei sein werden. Gut ist, dass die Temperaturen das erste Mal seit meiner Ankunft in D.C. über dem Gefrierpunkt lagen, doof ist, dass es den ganzen Tag durchregnet. Das Rennen ist aufgeteilt in drei Stationen. Am Anfang jeder Station bekommt jede Gruppe ein Blatt mit denselben Aufgaben. Es muss fleißig gesammelt werden und vor allem Fotos müssen gemacht werden. Unsere erste Amtshandlung als Team Awesome (NICHT meine Idee) ab zum Starbucks und über einem Heißgetränk einen Schlachtplan aushecken – eine der Zutaten die uns den *Spoileralarm* Sieg bescherte war unsere Überlegtheit.
Aufgabenzettel der zweiten Runde

Die erste Runde ist dann noch recht einfach zu erledigen. Einige Sachen zusammensammeln. Und vor allem fleißig die Bilderaufgaben abhaken. Ein Gruppenfoto als menschliche Pyramide (ich natürlich ganz unten) [check], die Übersetzung des Teamnamens in drei Sprachen Team Abgefahren!!! [check], Foto vor dem Haus in dem Abraham Lincoln erschossen wurde, das ist etwas für die Geschichtskenner...Ford Theater ist natürlich richtig [check]. Ein Bild mit Typ im Anzug (das ist in Washington DC am Wochenende gar nicht so einfach. Die Anzugträger verziehen sich am Wochenende in ihre Vororte und gated communities zurück. Ein bisschen Schummeln beschert uns dann doch einen Anzugträger) [check]. Ein Gruppenfoto mit einem Mitarbeiter des Hardrock Cafe [check].


Mit jedem Bild bewegen wir uns weiter in Richtung Innenstadt, mussten wir doch pünktlich oder besser überpünktlich am Treffpunkt sein. Die ersten beiden Teams die beim Checkpoint ankommen bekommen Extrapunkte, die möchten wir natürlich verbuchen können. Der Treffpunkt ist das National Museum of American History, genau meine Art von Museum. Von der Metro schnell zum Treffpunkt....NEIN drittes Team, das bekommt natürlich keine Extrapunkte. Egal, viele Punkte abgehakt. Wir bleiben im Rennen, ja das war es wirklich für uns – ein Rennen. Wie sich später herausstellte waren wir das einzige Team was das Wörtchen RACE im Titel wörtlich nahm.

Juhu, die zweite Runde darf wir aufgrund des schlechten Wetters komplett im Museum absolvieren. Na super. Nachdem ich in der ersten Runde, bei meinem ersten Besuch downtown, an von mir lange ersehnten Sehenswürdigkeiten wie dem Capitol und dem Washington Monument vorbeirennen durfte muss ich in der zweiten Runde durch das Museum meiner Träume rasen. Dabei hatte ich mir doch vorgenommen jede einzelne Tafel in diesem Museum aufzusaugen...nun gut, ich muss in den sauren Apfel beißen und durchrennen. Logischerweise sind hier vor allem Antworten auf Geschichtsfragen gesucht. Nachdem wir die Aufgaben so gut wie möglich erfüllt haben geht es schnell zur Union Station, runter in den Food Court, denn dort warten die Veranstalter mit dem nächsten Checkpoint auf uns. Schnell, schnell, denn die ersten beiden Teams bekommen doch Extrapunkte. VERDAMMT wieder drittes Team...

Ein Lunchcounter im American History Museum, in Gedenken an den Kampf gegen
die Rassentrennung. Alle außer der Franzose Thomas haben die Ernsthaftigkeit der Kulisse begriffen.

Eine kurze Pause im Food Court wird genutzt um das erste Mal richtig etwas zu essen. Alle sind fertig mit den Nerven. Keiner möchte mehr rennen, keiner möchte mehr aufstehen. Das erste Team gibt auf. Juhu, das heißt wir werden schon mal nicht letzter. Bevor wir loslegen stellt Brendan, der junge Mann aus New Orleans, die entscheidende Frage "Ok, how set are you guys on winning?" (Übersetzt: "Wie sehr wollt ihr gewinnen?"), auf diese Frage hätten wir zwei Stunden zuvor noch geantwortet, dass es keine Alternative zu einem Sieg gibt. Doch jetzt, alle nass, keiner mehr Energie. Irgendwie alles Mist. Nun ja, die rettende Idee war folgende: Anstatt sich auf die lange Liste von Aufgaben mit kleiner Punktzahl zu stürzen konzentrieren wir uns lieber auf die eine dicke Sonderaufgabe. Diese bringt zwar so viel wie alle anderen Aufgaben kombiniert ist dafür aber auch deutlich schwierig. Aufgabe: ein Gruppenfoto mit der Crazy-Lady vor dem White House zu ergattern. Diese Frau sitzt seit dreißig Jahren vor dem Weißen Haus um dort für Abrüstung zu Protestieren. Vor kurzem wurde sie mit einem wenig schmeichelhaften Artikel in der Washington Post geehrt. Das gefährliche: kommt man einmal mit ihr ins Gespräch lässt sie einen nicht mehr gehen. Unser Plan ist kühn, während Theodora (eine französische Chinesin, oder eher chinesische Französin) die Frau ablenkt stellt sich der Rest der Truppe neben das Zelt der Crazy-Lady. Im richtigen Moment macht ein eingeweihter Passant ein Foto und TADAAAA 500 Punkte auf das Konto von Team Awesome.
Die gute alte Crazy-Lady, auf ihrem Schild steht übrigens "Disarm Israhell"
Schnell zurück zum letzten Treffpunkt um die Auswertung abzuwarten. Dort erwarten uns jedoch noch zwei kniffelige Aufgaben. Den Papierfliegerwettbewerb entscheidet der Franzose Quentin für uns. Als ich höre was die letzte Aufgabe ist melde ich mich schnell freiwillig: SCHOKOLADENWETTESSEN. Eine Tafel Schokolade muss so schnell wie möglich verspeist werden, wobei die ersten drei Plätze Punkte abräumen. Doch ich habe meine Entscheidung nicht so recht durchdacht. Was da gegessen werden soll gilt in den USA wohl als Schokolade, ist aber eher eine Art brauner Zement der Firma Hershey. Nun ja meine Freunde, was soll ich sagen. Ich schäme mich, aber immer hin konnte ich mit dem dritten Platz noch einige wichtige Punkte für mein Team holen.

Bei der Auswertung können wir es nach den Plätzen 4-10 nicht glauben, dass wir es unter die Top 3 geschafft haben. Jetzt heißt es: bloß nicht den zweiten Platz machen. Der dritte Platz ist mit einem Empfang in der Slowenischen Botschaft ja noch recht akzeptabel. Der zweite Platz hört sich jedoch sehr lahm an: Modenschau in der Botschaft von Saudi-Arabien...genau da gibt es sicher keine offene Bar. Doch unser bescheidenes Team machte am Ende nicht weniger als den ERSTEN PLATZ!!!!! Dieser umfasst einen Ball am Valentinstag in der französischen Botschaft. Das ist doch mal ziemlich cool. Das einzige Problem ist: ich habe keinen Smoking, tanze nicht und würde Valentinstag eigentlich viel lieber mit jemand anderen verbringen. Ich vermisse meinen Zwerg!!!

Das gesamte Team Awesome mit einer Siegespizza

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