Freitag, 10. Januar 2014

Basketball, anspruchsvolle Professoren und das erste böse Tief!

Mittwoch gab es die volle Dröhnung Amerika. Ein College Basketballspiel. Die American Eagles gegen die Greyhounds. Für Studenten sind diese Veranstaltungen kostenlos. Basketball, was ich bisher nur aus Filmausschnitten oder aus dem Sportunterricht kannte ist ein seltsames Spiel. Wenn gespielt wird ist es unglaublich intensiv und schnell. Nur leider wird kaum gespielt. Alle drei Minuten gibt es "OFFICIAL TIME OUT – buy this, eat that, drink coke, get a T-Shirt, a word from our sponsor...bla bla bla bla!". Ich hatte das Gefühl die Cheerleader haben sich mehr bewegt als die Spieler auf dem Feld. Das schlimmste ist, dass bei diesen Auszeiten auch die Uhr angehalten wird und eine Halbzeit mit eigentlich 20 Minuten ganze 70 Minuten dauert. Brandon – ein netter junger Mann aus New Orleans mit dem ich mich angefreundet habe – sagte, dass nur Football langsamer ist. Da zufällig am Samstag das Spiel der New Orleanser Footballmannschaft übertragen wird, möchte er mir das direkt beweisen. Die beste Methode wie man das Basketballspiel überlebt ist so zu tun als würde man mitfiebern in dem man einfach das macht was die Fans machen: sich einbilden, dass es wichtig ist, dass die eigene Mannschaft gewinnt. Wie viel Geld die Uni in die Sportmannschaften steckt ist unglaublich. Diese Sportarena inkl. Fitnessstudio (frei nutzbar für Studenten :P ) hat wahrscheinlich mehr gekostet als der gesamte Campus der Uni Mainz. Naja, wer's braucht...unser Team hat übrigens gewonnen und das obwohl das andere Team viel mehr Schwarze hatte.

Der einzige Schwarze in unserem Team beim Korbleger.
Am Donnerstag morgen ging es wie so oft diese Woche los mit Einführungsveranstaltungen. Zunächst wurde das ganze Team vorgestellt. Ein lustiger Haufen Leute. Einige davon haben sehr amüsante, sehr kreative Reden gehalten. Um uns Studenten und vor allem uns ausländische Studenten auf das vorzubereiten was kommt gab es eine Art Motivationsrede von einem Professor, der ohne Probleme als Stand Up-Comedian hätte durchgehen können. Die Rede oder Mini-Vorlesung war zum Thema "Culture Shock and Inter-Cultural Communication". Dabei wurde uns gesagt, dass wir sehr bald einen schlimmen Kulturschock erleben werden und uns gerade noch in der "Es ist alles super"-Phase befinden, dass aber bald verschwinden wird. Bei dieser Veranstaltung wurden uns Frühstück und Mittag spendiert, eine tolle Art Lebensmittelkosten zu sparen (Produkte wie Obst, Gemüse, Brot und Fleisch sind hier so unglaublich teuer). Donnerstag gab es auch die ersten Veranstaltung, denn langsam wird es ernst. Das Niveau was gefordert wird klingt zunächst sehr hoch, ob sich das ganze dann als recht machbar herausstellt wird sich zeigen. Unser Professor heißt Professor Semiati und ist ein netter Kerl, der einen gleichzeitig dazu bringt sich vor Anspannung in die Hose zu machen und sich darauf auch noch zu freuen. Nach Professor Semiati kam unser Praktikumsprofessor Dan Freeman zu uns. Ein harter Knochen. Bis Montag muss ich ein Buch zum Thema "Politics in the Beltway" (DC wird auch Beltway genannt) durchackern und mein erstes Paper einreichen. So viel zu meinem entspannten Wochenende.

Zwischen dem ersten Class Meeting und dem abendlichen Empfang (wieder gratis Essen!) ging es schnell zum AT&T dem größten Handyanbieter in den USA. Eine US Nummer ist wichtig, nicht nur um sich mit dem Studenten zu verabreden, sondern auch um potenziellen Praktikumsbetrieben eine Kontaktmöglichkeit zu bieten. Der Empfang war durchaus nett. Das ein oder andere Wort mit meinem Professor gewechselt und einige der US Studenten näher kennengelernt. Uns Europäern sieht man deutlich an, dass uns das socializing ohne einen Drink deutlich schwerer fällt. So hat sich schnell eine Gruppe 21+ gefunden und ist in eine nahegelegene Bar gezogen. Dort wurden meine lang gehegten Vorurteile gegen amerikanisches Bier ausgeräumt und viel geredet über die Politik und unterschiedlichen Kulturen der Heimatländer. Schön ist, dass auch innerhalb der USA das kulturelle Leben von Ort zu Ort sehr unterschiedlich sein kann. Brandon, aus der pulsierenden Stadt New Orleans, und Liz, aus einem Kuhkaff, in Minnesota sind völlig andere Persönlichkeiten. Die republikanische Liz konnte dann aber nach einem von Brandon spendierten Drink die Selbstzensur das Füllwort FUCK betreffend überwinden. Lächerlich. Jeder weiß was sie meint wenn sie BUCK sagt...da die Amerikaner nicht besonders Trinkfest sind – der 20 Jährige Danny aus Boston, dem wir illegalerweise ein Bier verschafft haben, kapitulierte nach der Hälfte seines Glases – und die Franzosen über irgendetwas erzürnt das Lokal verließen blieb nur noch ein kleiner Kreis zurück, der sich dann recht schnell alkohollos auf eines der Wohnheimszimmer verzog. Dort wurde noch viel geredet und dann irgendwann gegen halb 2 die Segel gestrichen.

Freitag dann zwar keine Veranstaltungen, dafür aber das erste Tief. Irgendjemand fehlt jeden morgen neben mir wenn ich aufwache und Irina ist auch nicht da wenn ich einschlafe...das ist ungewohnt und macht mich jeden morgen aufs Neue traurig. Da Freitag keine Veranstaltungen angesetzt waren, außer die Lebenslaufbewertung, blieb die wohltuende Ablenkung aus und das Tief hielt bis zu einem für mich abendlichen, für Irina nächtlichen Webcamgespräch an. "You two are so cute" war der Kommentar meines Norwegers nach dem Gespräch. Thomas versteht leider recht viel deutsch, wodurch die erhoffte Privatsphäre etwas gemindert wird. Morgen gibt es nun eine von der Uni organisierte Schnitzeljagd durch DC. Endlich eine Chance die Stadt besser kennenzulernen. Bisher blieb dafür viel zu wenig Zeit.

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