Sonntag, 19. Januar 2014

Praktikumssuche, welch' eine Qual. Ansonsten alles gut.

Der Ernst des Lebens beginnt. Nachdem der Lebenslauf letzte Woche mit Hilfe eines Coaches auf Vordermann und in US Format gebracht wurde, konnte Montag auf dem Praktikumsbasar um die Gunst möglicher Praktikumsbetriebe gebuhlt werden. Morgens in aller Frühe aufgestanden sich unter der Dusche mit frischem amerikanischem Chlorwasser waschen und ab in den besten (und einzigen) Anzug geschlüpft. Zum Glück wusste ich noch wie man sich die Krawatte bindet. Eine Scheibe von dem zuckrigen Kuchen den die Amerikaner "Brot" nennen sollte dafür sorgen, dass ich den Weg zum Austragungsort überstehe, denn dort wurde uns wieder gratis Frühstück versprochen. Bevor ich losging wollte ich noch schnell mein Gewinnerlächeln im Spiegel überprüfen...FUCK...rasieren sollte man sich vielleicht auch, sonst sieht man trotz Anzug weniger wie ein potenzieller Praktikant als vielmehr wie ein angehender Gebrauchtwagenhändler aus.

Das Washington Monument wurde 2011 bei einem Erdbeben beschädigt und wird immer noch restauriert.

Nun gut, frisch rasiert auf dem Basar angekommen gibt es erstmal einen Kaffee um die Sinne zu stärken. Über einen Plausch mit Heather Broberg – eine sehr nette Mitarbeiterin der American University, die mehrere Jahre in Mainz studiert hat und immer wenn sie mich sieht automatisch ins Deutsche abrutscht – über die Firmen die gekommen sind verschafft mir erste Insiderinformationen über für mich interessante Firmen. Auf dem Basar ist jede Firma mit einem mal mehr mal weniger anschaulich präsentierten Tisch vertreten. Nach einer ersten Sondierung des Angebots nehme ich allen Mut zusammen und trete an den Pult der Konrad Adenauer Foundation.

"Hai, hau arju? Mai näim is Maikel vrom Schörmany!"
"Ach, aus Deutschland, dann können wir das ganze ja auch auf deutsch machen."

JUHU, ein Heimspiel. Ein kurzes, aber interessantes Gespräch über die Arbeit der Konrad Adenauer Stiftung. Die übliche Lebenslaufabgabe und weiter geht's. Die Gespräche verliefen eigentlich überall recht ähnlich. Die Firma stellt sich kurz vor, fragt dann was ich so mache, dann wird ein wenig über mögliche Tätigkeitsfelder geredet. Das Kampagnenteam für den demokratischen Bürgermeisterkandidaten suchte Praktikanten, das klingt nach Klinken putzen. Einige Non-Profits waren durchaus interessant. Am meisten interessierte aber eigentlich das Woodrow Wilson Center. Benannt nach Präsident Woodrow Wilson – dem einzigen Präsidenten mit Doktortitel – unterstützt das Center Autoren und Akademiker rund um den Erdball bei der Finanzierung ihrer Forschung und bei der Publikation derselben. Meine Deutschkenntnisse sind hier sicher ausschlaggebend. Ich wäre dort der Forschungsassistent eines Autors, der gerade an einem Werk über Martin Luther und die Reformation sowie über die Anschläge von 9/11. Beides nicht unbedingt Themen die besonders gut in mein bisheriges Forschungsfeld passen. Nichtsdestotrotz wäre dieses Praktikum eine umfassende Forschungserfahrung und wird mir sicher einigeTechniken beibringen, die ich später dann auch für meine Bachelorarbeit anwenden kann. Die Forschung wird vor allem in der Library of Congress abgehalten, ein Ort der an sich schon echt spannend ist. (Im Moment suche ich mit dem Autor nach einem Termin um alle Details zu besprechen)

Montag war auch der erste richtige Uni-Tag. Das ist nicht so das große Ding. Der Stoff wird nicht unbedingt anspruchsvoll, was etwas Umgewöhnung bedarf ist die Art der Paper und Exams. Unser erstes Paper ist am 11. Februar fällig. Darin sollen wir eine Wahlkampfkampagne für eine 2014 kommende Kongress- oder Senatswahl entwerfen. Da haben wir drei ausländischen Studenten im American Politics natürlich direkt einen kleinen Nachteil. Denn während die US Studenten einfacherweise den Abgeordneten aus ihrem Heimatbezirk nehmen können und sich dementsprechend gut mit den Wahlkampfanforderungen dieses Bezirks auskennen, so müssen wir uns erstmal in die Wahllandschaft 2014 einlesen, einen passenden Kandidaten finden, den Wahlbezirk intensiv erforschen und können dann erst wirklich anfangen das Paper zu schreiben. Dafür wird wohl der morgige Martin Luther King Jr. Day draufgehen. Ansonsten ist es viel Lesestoff, einige Diskussionen, also nichts Neues.

Irina bewacht meine Bücher sehr gut!
Worauf ich mich dieses Semester am meisten freue sind die zwei bis drei Gastredner pro Woche. Diese Woche hatten wir schon das Zweifelhafte vergnügen einen ehemaligen Hinter-den-Kulissen Politiker kennenzulernen. Interessant ist dabei die amerikanische Perspektive zu sehen. Während man aus der deutschen Presse eine andere, europäische Sicht auf die Dinge gewöhnt ist, so war es bei unserem ersten Redner interessant zu sehen wie die andere Seite des Atlantik über Snowden, die NSA und US Außenpolitik denkt. Da muss man leider seine eigene Meinung runterschlucken und zuhören.

Was langsam etwas nervt ist das Essen in den USA. Alles ist voller Zucker und Zusätze. Das Brot ist einfach nur widerlich süß, so manches Bier ist ungenießbar und Obst und Gemüse sind extrem überteuert. Ein Angebots-Overkill im Supermarkt gibt mir dann immer den Rest. Kulinarisch ist das bisher keine Traumreise. Naja, einen guten Burger habe ich bisher gegessen. Ach übrigens, wisst ihr was Fast Food ohne deutsche Effizienz ist? Einfach nur Food.
Für 4$ kann man sich ein kleines Glas Heimat kaufen.

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